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STUFE II: Zinsfreie Geldschöpfung

FRAGE D: Was sind die Grundlagen der Geldschöpfung, d.h. unter welchen Voraussetzungen können die Marktteilnehmer Geld in Umlauf bringen?

Ja MÖGLICHKEIT 1: Im Gegenzug für eine äquivalente Leistung in der Zukunft

Sofern ein Tauschmittel keinen Eigenwert besitzt und Geld rein symbolisch ist (etwa in Form von Papierscheinen oder als Zahlen auf einem digitalen Konto), erhält es seinen Wert durch die Waren und Dienstleistungen, die man dafür kaufen kann. Symbolisches Geld ist nichts anderes als ein Gutschein auf eine noch zu bestimmende Leistung: Solange der Gutschein einlösbar ist, reflektiert sein Wert den der eintauschbaren Leistung. Ein Gutschein, für den man nichts bekommen kann, ist hingegen bloß ein wertloses Stück Papier.

Sieht man Geldschöpfung als Teil eines abstrahierten Tauschgeschäfts, ist die Voraussetzung einer adäquaten Gegenleistung ebenso logisch wie alternativlos: Der Geldschöpfer bezieht eine Ware oder Dienstleistung im Austausch für einen Gutschein auf eine noch zu erbringende Leistung. Genau wie Tauschhandel unmöglich ist, wenn eine der beteiligten Parteien gar nichts anzubieten hat, ist auch die äquivalente Geldschöpfung nicht möglich, wenn es kein analoges Leistungsversprechen gibt.

Tatsächlich wird auch heutiges Bankengeld im Gegenzug für ein Leistungsversprechen geschöpft: Der Kreditnehmer erhält seinen Kredit nur ausgezahlt, wenn er glaubwürdig machen kann, die Kreditsumme auch wieder zurückzahlen zu können, sprich, eine äquivalente Leistung in der Zukunft zu erbringen, mit der er das dafür benötigte Geld zu einem späteren Zeitpunkt zurückverdienen kann.

Dass für die Verifizierung dieses Versprechens durch die Bank eine Gebühr anfällt, die über den rein administrativen Aufwand der Bankangestellten hinausgeht, ist im übrigen einigermaßen erstaunlich, da es ja das Leistungsversprechen des Kreditnehmers ist, das dem Geld seinen Wert verleiht, und nicht etwa das Zutun der Bank. Zudem ist spätestens seit der jüngsten Geldkrise bekannt, dass es im Ernstfall nicht die Bank ist, die für Ausfälle haftet, sondern die Allgemeinheit – jedenfalls, wenn die Ausfälle ein ernstzunehmendes Ausmaß annehmen.

De facto verleihen heutige Banken ihren Kunden also Geld, das diese selbst geschöpft haben und zu dessen Entstehung die Banken – außer Papier oder Rechnerzyklen – nichts beitragen. Im Rahmen einer Alternativwährung ist es daher nur folgerichtig, den Marktteilnehmern das von ihnen geschöpfte Geld selbst zuzuschreiben.

Nein MÖGLICHKEIT 2: Die Marktteilnehmer bekommen das Geld geschenkt

Damit die Marktteilnehmer ihr Geld geschenkt bekommen können, gibt es nur zwei Möglichkeiten:

Entweder, hinter dem Geld steht ein Spender, der für die Leistungsversprechen, die das Geld repräsentiert, geradesteht – damit ist jedoch der Spender der eigentliche Schöpfer des Geldes, da er für die Deckung sorgt, durch die das Geld seinen Wert erhält.

Oder, dem Geld steht kein oder nur ein disproportional kleiner realer Wert gegenüber – dann hat jedoch auch das Geld keinen oder nur einen geringen Wert, da abstraktes Geld (im Sinne von Papier oder einem digitalen Kontostand) eben immer nur den Wert der realen Leistung haben kann, die es repräsentiert.

Dies ist unter anderem bei den „Internetwährungen“ Bitcoin und XRP („ripples“) der Fall. Dass andere durchaus bereit sein können, für wertlose Einheiten, denen kein (oder zumindest kein angemessenes) Leistungsversprechen gegenübersteht, eine Leistung zu erbringen, ist nur auf den ersten Blick erstaunlich: Solange sich immer neue Teilnehmer finden, die für dieselben Einheiten freiwillig eine ähnliche Leistung erbringen, entsteht die Illusion von Stabilität. Stabilität wird damit jedoch zu einer Glaubensfrage – ist der Glaube, dass andere die Einheiten zum gleichen Wert annehmen werden, erst einmal erschüttert, bricht das Pyramidenspiel zusammen, da es über die bloßen Erwartungen der Teilnehmer hinaus keinerlei Mechanismus gibt, der den behaupteten Wert der Einheiten sichert.

 
FRAGE E: Wann müssen die Leistungsversprechen einlösbar sein?

Nein MÖGLICHKEIT 1: Zu einem beliebigen Zeitpunkt

Eine Geldschöpfung aufgrund von Leistungsversprechen, die erst in ferner Zukunft einlösbar sind, ist insofern problematisch, als dabei zwar Geld in Umlauf gebracht wird, im Gegenzug jedoch gar keine Leistung abgerufen werden kann, da diese ja erst zu einem wesentlich späteren Zeitpunkt erhältlich ist.

De facto wird damit also die Geldmenge inflationiert, da mehr Geld in Umlauf gebracht wird als Waren und Dienstleistungen zur Verfügung gestellt werden. Die Folgen für den Geldwert lassen sich anhand eines Beispiel verdeutlichen: Während der Gutschein für ein Huhn, der sofort einlösbar ist, den Wert eines Huhns hat, hat der Gutschein für ein Huhn, der erst in ein paar Jahren einlösbar ist, einen erheblich geringeren Wert – nicht nur wegen seiner geringen praktischen Nützlichkeit, sondern auch wegen des höheren Ausfallrisikos.

Von dieser Inflationsspirale profitieren ausgerechnet jene, die am meisten Geld in Umlauf bringen, da sich damit der Gegenwert der von ihnen geschuldeten Leistung reduziert. Ein Tauschmittel, das eine solche Geldentwertung zulässt und damit bestimmte Teilnehmer bevorzugt, ist jedoch weder unparteiisch noch fair.

Ja MÖGLICHKEIT 2: In unmittelbarer Zukunft

Damit MONEY 2.0 wertstabil bleibt, muss es für eine Leistung geschöpft werden, die zeitnah einlösbar ist. Als Grundlage für die Geldschöpfung kommen daher nur Leistungen in Frage, die entweder bereits abrufbar sind, oder deren Abrufbarkeit zumindest unmittelbar bevorsteht. Gleichzeitig muss der Geldschöpfer jedoch auch hinreichend Gelegenheit haben, die nötigen Transaktionen tatsächlich abzuschließen. Aus diesen beiden Notwendigkeiten ergibt sich ein Zeitrahmen, der die Grenzen des Geldschöpfungsvolumens bestimmt: Wenn Marktteilnehmer Geld im Rahmen ihrer wirtschaftlichen Möglichkeiten schöpfen können, bedeutet dies, dass die Geldschöpfung auf den Gegenwert der Waren und Dienstleistungen beschränkt ist, die sie vom Moment der Geldschöpfung bis hin zu dem Zeitpunkt, an dem sie die Gegenleistung erbringen müssen, auf den Markt bringen können.

Bei MONEY 2.0 beträgt der maximale Zeitraum zwischen Geldschöpfung und vollständiger Leistungserbringung drei Monate. Dieser Zeitrahmen kann in der Praxis angepasst werden, tatsächlich dürfte der Spielraum zwischen Praktikabilität (für die ein großer Zeitrahmen ideal ist) und Währungsstabilität (die nach einem kleinen Zeitrahmen verlangt) jedoch relativ gering sein – wie auch der Umstand, dass die meisten Banken ihre Überziehungsrahmen aus dem Einkommen dreier Monate berechnen, zu bestätigen scheint.

Wie in Marktwirtschaften üblich, wird der Wert einer Leistung durch Angebot und Nachfrage bestimmt und entspricht damit dem Preis, zu dem eine Transaktion letztlich abgeschlossen wird.

 
FRAGE F: Welche Marktteilnehmer dürfen Geld schöpfen?

Nein MÖGLICHKEIT 1: Nur bestimmte Marktteilnehmer – etwa solche, die besonders bekannt sind oder die von jedermann benötigte Waren anbieten

Wenn die Mehrheit der Teilnehmer von der Geldschöpfung ausgeschlossen bleibt, entsteht ein System, das dem heutigen Bankensystem ähnelt: Privilegierte Teilnehmer können dabei de facto als Banken auftreten und von jenen, die nicht geldschöpfungsberechtigt sind, Zinsen erpressen.

Indem ausgerechnet den Herstellern von Massenwaren das Privileg der Geldschöpfung zugestanden wird, werden zudem ganze Berufssparten (d.h. jene Berufe, die nicht von jedermann benötigte Waren anbieten) diskriminiert und die realen Erwerbschancen auf dem Markt verzerrt.

Ja MÖGLICHKEIT 2: Alle Teilnehmer

Können Marktteilnehmer selbst kein Geld schöpfen, sind sie darauf angewiesen, das benötigte Tauschmittel von anderen Teilnehmern zu borgen: Damit entsteht jenes Machtungleichgewicht, das der Nährboden für Zinsen ist.

Nur wenn das Recht der Geldschöpftung allen Teilnehmern zusteht, ist gewährleistet, dass das Tauschmittel zinsfrei bleibt und immer dort verfügbar ist, wo es tatsächlich gebraucht wird.

 
FRAGE G: Soll das in MONEY 2.0 geschöpfte Geld anonymisiert sein (d.h. alle Währungsteilnehmer schöpfen das gleiche Geld), oder individualisiert, in dem Sinne, dass Geld den Emittenten ausweist und nur bei diesem eingelöst werden kann?

Nein MÖGLICHKEIT 1: Individualisiert

Damit individualisiertes Geld umlauffähig ist, muss der Empfänger des Geldes den Emittenten kennen und diesen als vertrauenswürdig einstufen. Wird das Recht der Geldschöpfung allen Marktteilnehmern zugestanden, ist individualisiertes Geld jedoch nur begrenzt nützlich, da es im Wesentlichen auf den „Bekanntenkreis“ beschränkt wäre und man darüber hinaus, wenn überhaupt, nur mit empfindlichen Risikoabschlägen bezahlen könnte. Der Wert von MONEY 2.0 würde damit vor allem von der Bekanntheit der Emittenten abhängen und nicht von ihrer tatsächlichen Kreditwürdigkeit.

Ja MÖGLICHKEIT 2: Anonymisiert

In einem größeren System, in dem sich die Teilnehmer nicht mehr untereinander kennen, kann Geldschöpfung zweckmäßigerweise nur unter einer gemeinsamen, anonymisierten Marke erfolgen, da das Geld der meisten Teilnehmer ansonsten nicht umlauffähig wäre.

Indem alles Geld gleich ist und nicht mit einem individuellen Emittenten in Verbindung gebracht werden kann, gibt es bei einem Ausfall von Leistungsversprechen auch keine individuell Geschädigten mehr. Die Last möglicher Ausfälle trägt daher die Gemeinschaft der Währungsteilnehmer.

Die Homogenität des geschöpften Geldes verleiht MONEY 2.0 Stabilität, da alle Einheiten den gleichen Wert haben. Anonymisiertes Geld führt darüber hinaus zu erheblich verkürzten Umlaufzeiten: Im Gegensatz zu individualisiertem Geld, das irgendwann zu seinem ursprünglichen Schöpfer zurückkehren muss, um vernichtet zu werden, kann bei MONEY 2.0 mit dem gesamten umlaufenden Geld ein beliebiges Leistungsversprechen eingelöst werden.

ZIELSETZUNGEN:

– Ein elektronisches Geldsystem einzuführen, in dem alle Teilnehmer unter einer gemeinsamen Marke Geld schöpfen können, und das zu seiner Durchsetzung nicht auf eine höhere Autorität angewiesen ist.

– Die Geldschöpfung von der Fähigkeit der Teilnehmer abhängig zu machen, in unmittelbarer Zukunft eine gleichwertige Gegenleistung zu erbringen.

– Dafür zu sorgen, dass das neue System statt dem derzeitigen Geldsystem verwendet wird und es somit ERSETZT.

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